Herr Infekt

Dunkel umgibt die Zuschauer in den Bänken
Mitgerissen folgen sie dem Spielertreiben –
Doch Herr Infekt wünscht mir etwas Zeit zu schenken
Und beginnt gezielt in meinem Hals zu reiben

Seine Härchen piksen, sollen Bänder reizen
Oder – nein sie tun es einfach voller Tücke
Mein gedämpftes Hüsteln scheint sich anzuheizen
Rings um mich entgleisen die Gesichtsausdrücke

Montagmorgen weckt mein Hals mich böse schmerzend
Denn Herr Infekt hat sich häuslich eingerichtet
Ob es mir gut geht – erkundigt er sich scherzend
Und verspricht, dass er sich mir erneut verpflichtet

Vorwurfsvolle Blicke ernte ich am Schreibtisch
Sofort fühle ich mich genau wie im Theater
Meine Kollegen beraten pharmazeutisch
Und sie wünschen mich gleich etwas separater

Rückzug auf mein Sofa ist die Wahl der Stunde
Denn Herr Infekt weicht nicht mehr von meiner Seite
Und ich drehe schlafend manche Ehrenrunde
Jede Regung eine absolute Pleite

Meine Blicke fallen auf die gleichen Stellen
Holzmaserung meines Schrankes malt Geschichten
Blei verteilt sich schleichend in den Körperzellen
Was versucht der Kerl denn hier nur anzurichten

Ich erkläre ihm haarklein meine Kriegsabsichten
Gute Hühnerbrühe geht ihm an die Viren
Zitrone gibt ihm Saures und wird ihn vernichten
Diesen Kampf wird er mit Sicherheit verlieren

15. März 2018 Tina Hildenbrand Querbeet 1 Comment

One Comment

  1. Felix

    März 16, 2018

    hübsche Idee und schöne Wortkonstrukte

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